Erstmals Praktika für Fachschüler aus OsteuropaWarendorf / Münster-Wolbeck (pcw). Der zunehmende Fachkräftemangel in Deutschland wird auch für den Garten- und Landschaftsbau bekanntlich immer spürbarer. Der künftige Bedarf wird möglicherweise mit den Schulabgängern hierzulande nicht mehr zu decken sein. Aus diesem Grund hat der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen erstmals ein Projekt durchgeführt, in dem Fachschüler aus anderen Ländern der Europäischen Union mit der Arbeitsweise in deutschen GaLaBau-Unternehmen vertraut gemacht worden sind.
30 Gartenbau-Fachschüler aus sieben osteuropäischen Ländern sammelten im April Erfahrungen in nordrhein-westfälischen Fachunternehmen. Die Gäste im Alter zwischen 18 und 20 Jahren kamen aus Estland, Lettland, Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Slowenien und Ungarn. Sie wollen in Garten- und Landschaftsbau-Betrieben in ganz NRW die berufliche Praxis, aber auch Land und Leute kennenlernen.
"Wir sind an sich noch gut aufgestellt, was die Zahl der Auszubildenden in unseren Betrieben angeht", erläuterte Reinhard Schulze-Tertilt, Präsidiumsmitglied des Verbandes GaLaBau NRW und selbst Arbeitgeber aus Everswinkel, das Engagement des Landesverbandes. "Aber wir wissen, was demografisch auf uns zukommt. Und der Verband und seine Betriebe müssen sehen, wo in Zukunft die Mitarbeiter herkommen!" Wie seinen Worten zu entnehmen ist, sieht der Verband in der für die EU-Staaten geltende Arbeitnehmerfreizügigkeit Chancen für eine weitere positive Personalentwicklung in den Fachunternehmen hierzulande. Im Blick sind dabei aber nicht nur die Länder Osteuropas, sondern beispielsweise auch Spanien, wie Jutta Lindner-Roth, im Landesverband Referentin für Nachwuchswerbung, erklärt. Auch dorthin bestehen bereits Kontakte. "Wir erhoffen uns, dass die jungen Leute zuhause auch ein bisschen Werbung für unsere Betriebe machen. Immerhin investieren wir viel in dieses Pilotprojekt. Es wäre schön, wenn sich daraus nachhaltige Kontakte und weitere Besuche ergeben!" Das Projekt wurde zwar von der nordrhein-westfälischen Landesregierung kofinanziert, aber der Großteil vom GaLaBau-Verband und seinen Mitgliedsunternehmen aufgebracht - wie beispielsweise Fahrtkosten, Unterkunft, Einführungs-Programm und die Arbeitsschutz-Ausrüstung. Dazu kam der Praktikumslohn, den die Schülerinnen und Schüler während der Arbeit in ihren Ausbildungsbetrieben selbstverständlich erhalten haben.
In insgesamt 20 GaLaBau-Unternehmen in Westfalen-Lippe und dem Rheinland konnten Praktikumsplätze mit osteuropäischen Fachschülern besetzt werden. Wie Jutta Lindner-Roth betont, lag die Anzahl grundsätzlich interessierter Betriebe aber deutlich höher.
Als Startpunkt des auf drei Wochen befristeten Aufenthaltes der Schülerinnen und Schüler diente die DEULA Westfalen-Lippe. In der Bildungseinrichtung in Warendorf erhielten sie eine Unterweisung in Arbeitsschutz und Sicherheitsbestimmungen. Darüber hinaus wurden die Gäste in die Organisation und die Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau in Deutschland eingeführt und auch auf diese Weise auf ihre Arbeit in den Betrieben vorbereitet. Der Einführungsunterricht erfolgte in englischer Sprache.
Unterstützung fand das Projekt "Praktika für osteuropäische Fachschüler" bei Johannes Peperhove. Der ehemalige Berufsschullehrer in Münster hatte seine Kontakte zu den ausländischen Fachschulen eingebracht und referierte zudem während der Abschlussveranstaltung am letzten April-Wochenende in Münster-Wolbeck. Die Durchführung des Projektes begann Ende Januar mit dem Anschreiben von acht Fachschulen in den oben genannten EU-Staaten. Alle Schulen bekundeten großes Interesse an Praktika in deutschen Fachunternehmen.
Zum Bild:
Berufliche Erfahrungen sammeln in GaLaBau-Unternehmen in NRW: Für die 30 Praktikanten und Praktikantinnen nebst Betreuer aus den jeweiligen Gartenbaufachschulen in Estland, Lettland, Slowenien, Slowakei, Ungarn, Polen und Tschechien begann der dreiwöchige Aufenthalt zunächst in der DEULA Westfalen-Lippe. Hier wurden sie von Vertretern des Bildungszentrums wie des Verbandes GaLaBau NRW auf die Praktika vorbereitet. Foto: Privat